Fakten zum Therapeutischen Internat Sternstunden–Mattisburg am Chiemsee
Das „Therapeutische Internat Sternstunden-Mattisburg am Chiemsee“ vereint eine vollstationäre Jugendhilfeeinrichtung und die geplante Außenstelle des Sonderpädagogischen Förderzentrums Prien.
22 Kinder zwischen 5 und 12 Jahren, die durch sexuellen Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung traumatisiert sind, finden im Internat ein Zuhause auf Zeit. Diese Kinder können nicht in ihrer Herkunftsfamilie oder in Pflegefamilien bleiben.
Die Wohnräume
Nach dem Haus-in-Haus-System gibt es vier abgeschlossene Wohngruppen für jeweils vier (Gruppe „Mattisburg“) bzw. sechs (Gruppen „Gelb“, „Blau“, „Türkis“) Kinder. Jede Wohngruppe hat eine eigene Wohnung, die sich im 1. oder 2. Obergeschoss befinden. Farb- und Raumgestaltung sowie ein spezielles Lärmschutzkonzept machen aus den Wohnungen sichere Schutzräume. Zur Wohnung gehört ein Wohnzimmer, eine Küche und ein eigenes, individuell gestaltetes Kinderzimmer für jedes Kind sowie ein Stück Garten. Zusätzlich gibt es einen 1:1 Betreuungsraum. Die Räume der Vertrauenspersonen liegen in unmittelbarer Nähe, so dass die Kinder stets Hilfe finden.
Die Klassenräume
Die Klassenräume liegen im Erdgeschoss, sie können mit Hilfe eines Modulsystems mit wenigen Handgriffen nach den jeweiligen Bedürfnissen umgestaltet werden. Kleine Raumeinheiten bieten Rückzugsmöglichkeiten. Eine 1:1 Betreuung ist stets möglich. Jedes Klassenzimmer hat einen eigenen Pausenhof. Fachräume wie der Kunst- und Musikraum und die Bibliothek befinden sich im Erdgeschoss in der Nähe der Klassenräume.
Der Unterricht
Förderschwerpunkte im Unterricht sind die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder. Sie gehen von Montag bis Freitag in die Schule. Auf dem Stundenplan stehen die Hauptfächer Mathematik, Deutsch, Sachkunde sowie Kunst, Musik und Sport. Damit die Kinder das gelernte auch praktisch anwenden können, wird der Lehrplan durch Projekte ergänzt. Die Unterrichtseinheiten sind kurz, damit die Aufmerksamkeit der Kinder erhalten bleibt.
Nach der Ankunft im Internat klären der pädagogische und therapeutische Dienst gemeinsam mit dem betroffenen Kind die akuten Belastungen ab. Mit den Lehrkräften gemeinsam wird dann entschieden, wann das Kind in die Klasse integriert werden kann. Fortschritte jedes Kindes werden vom Team regelmäßig überprüft, um sie zu optimieren und um die Kinder bestmöglich zu fördern.
Die Therapie
Die Palette der Therapiemöglichkeiten ist vielfältig, individuell und umfassend. Therapeutische Erfahrungen werden nicht nur in der Einzeltherapie, sondern durch die Verzahnung von Schule, pädagogischen und therapeutischen Leistungen auch im Alltag gemacht. Neben sozialem Kompetenztraining, Musik- und Kunsttherapie, tiergestützten Methoden und klassischer Psychotherapie spielen Elternarbeit, aber auch Sport, Spaziergänge und Naturerlebnisse eine große Rolle. Die Arbeit mit unseren Kindern ist sehr individuell und wird im Rahmen der Erziehungs- und Therapieplanung an den Bedürfnissen des Kindes ausgerichtet. Der Tagesablauf ist strukturiert, denn Erfahrungen haben gezeigt, dass Strukturen Ängste binden.
Das Ziel
Die Kinder erleben, dass ihre negativen Erfahrungen von Vernachlässigung und Misshandlung verstanden und ernst genommen werden. Sie erhalten durch das Gesamtangebot die Möglichkeit, ihre Geschichte zu verarbeiten. Im Idealfall öffnet sich eine Perspektive zu neuer Freude am Leben, am Zusammensein mit anderen Menschen und neuen Beziehungen. Verpasster Schulstoff wird nachgeholt. Im Unterricht geht es nicht ausschließlich um Lernerfolge; die Kinder sollen in erster Linie Zugang zu Bildung finden. Erst dann wird im Anschluss an den Internatsaufenthalt der Besuch einer Regelschule wahrscheinlicher.