Nur wenige Menschen ahnen, was Kinder erleiden, die Aggression und Gewalt ausgeliefert sind. Hinter verschlossenen Türen zerbrechen ihre Seelen an schwerstem sexuellem Missbrauch und brutalen Misshandlungen. Diese Kinder erleben Unaussprechliches – oft im engsten Familienkreis.
Die Mattisburgen der Stiftung „Ein Platz für Kinder“ sind Schutzhäuser. Wie eine Wehranlage sind sie gleichzeitig sichere Festung und Rückzugsort für diese ganz besonderen Kinder. Ihr Trauma äußerst sich in Selbstzerstörung, Wutanfällen und Gewaltausbrüchen – oft so massiv, dass sie bei Pflegefamilien oder in Wohngruppen nicht unterkommen können. Andere schweigen und sind für eine Therapie nur schwer zugänglich.
Wenn die klassischen Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr greifen, öffnen die Mattisburgen ihre Tore. Hier erfahren die Kinder bedingungslose Zuwendung, liebevollen Schutz und individuelle Förderung. Häufig müssen diese Kinder erst erleben, dass sie in der Mattisburg sicher sind. Hier kann ihnen niemand etwas antun.
Um den Verletzungen der Trauma-Opfer gerecht zu werden, muss man den Schmerz der Kinder aushalten können. Die Mitarbeitenden in den Mattisburgen werden zusätzlich zu ihren Fachberufen traumaspezifisch weiterqualifiziert. Durch den hohen Personalschlüssel ist eine ganztägige Betreuung durch mindestens zwei Fachkräfte im Dienst gewährleistet.
Johanna Ruoff hat 2005 die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ gegründet, weil sie die Not dieser Kinder erkannt hat. In Hamburg und in Halle an der Saale gibt es Mattisburgen, die von unterschiedlichen Trägern betrieben werden. Es gibt mehr Anfragen als Plätze. Die Nachfrage ist durch die Corona-Pandemie sprunghaft gestiegen.
Die Kinder in den Mattisburgen sind zwischen vier und zwölf Jahre alt. Doch was wird nach der Zeit in den Mattisburgen aus den Kindern? Der Besuch einer Regelschule kann ein schwer geschädigtes Kind massiv überfordern. Auch Lehrer und Mitschüler sind den Verhaltensauffälligen dieser Kinder oft nicht gewachsen. Um diese Lücke zu schließen und den speziellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, baut die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ jetzt in eigener Trägerschaft das Therapeutische Internat Sternstunden-Mattisburg am Chiemsee“. Die Kinder werden nach dem Lehrplan beschult; ihre Talente zusätzlich individuell gefördert. „Mir war stets bewusst, wie wichtige eine schulische Ausbildung für ein normales Leben ist“, betont die Stifterin Johanna Ruoff. Die Einrichtung ist deutschlandweit einmalig.